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Umweltaspekte von Beton

Beton - ein Wort und ein Baustoff, beides oft negativ positioniert. Zu recht oder zu unrecht, ist hier die Frage. Die Begleitkommission "SIA 162 Betonbauten" wollte der Sache auf den Grund gehen - herausgekommen ist eine detaillierte Publikation auf der Basis einer sachlichen, naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise mit verblüffenden Resultaten: So schlecht ist Beton nämlich gar nicht!

Jährlich werden für die Herstellung des Betons rund 24 Millionen Tonnen Zuschlagstoffe (Kies / Sand) benötigt. Dies entspricht 350'000 bis 400’000 Güterzugswaggons! Diesem Zuschlagstoff werden bekanntlich Zement und Wasser beigemischt. Aus dieser feuchten Mischung entsteht in einem Abbinde- und Erhärtungsprozess schliesslich der Beton. In weiteren Zahlen gerechnet entstehen so rund 30 Millionen Tonnen oder rund 13 Millionen Kubikmeter Beton (Bedarf für ein durchschnittliches Einfamilien-haus: rund 60 bis 100 Kubikmeter). Diese Zahlen dokumentieren die Bedeutung von Beton im Baugewerbe: Ohne Beton können in der Schweiz weder Gebäude noch Strassen noch Bahnen gebaut werden. Oder andersrum: Jedermann/jedefrau nutzt Beton in irgendeiner Form - er ist aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken.

In konstruktiver Hinsicht sind die eminenten Vorteile von Beton unserer (Industrie-) Gesellschaft längst bekannt. Er ist gestalterisch beliebig formbar, bei richtiger Anwendung sehr langlebig und belastbar.
Genügt Beton aber auch dem Anspruch heutigen ökologischen Denkens und Handelns?
In den letzten Jahren hat in der schweizerischen Bauwirtschaft in diesem Punkt eine Sensibilisierung Einzug gehalten. Vor allem verantwortungsbewusste Planer stellen sich vermehrt der Frage, welcher Baustoff in welcher Zusammensetzung und bei welcher Anwendung ökologisch am vorteilhaftesten sei. Für die Beurteilung dieses komplexen Themas dient ein Modell, das den ganzen Zyklus von der Projektierung über die Ausführung, zur Nutzungsphase bis hin zum Rückbau und zur Entsorgung ausleuchtet. Ein Denken in Zu-sammenhängen ist also gefragt! Die ökologischen Auswirkungen und die Kosten für die Entsorgung werden durch die Materialwahl und die konstruktive Ausbildung entscheidend beeinflusst. Kann ein Material - wie beispielsweise Beton - wiederverwertet werden, ist dies vorteilhafter, als wenn es aufwendig entsorgt werden muss. Ausserdem können durch die Reintegration in den Stoffkreislauf natürliche Ressourcen (wie beispielsweise Kies / Sand und Wasservorkommen) geschont werden.

Die SIA-Dokumentation D 0146 nimmt Stellung zu Energieverbrauchswerten, erörtert Fragen zu Schwermetallen (die notabene in sämtlichen Gesteinsformationen eingebunden sind), gibt Auskunft über organische Inhaltsstoffe und streift auch noch das Betonrecycling.

Zu Beton, soviel ist aus Forschung und Wissenschaft bekannt, liegen sehr genaue Zahlen zum Primärenergieaufwand vor. Eine Umweltgefährdung durch Schwermetalle kann faktisch ausgeschlossen werden. Für eine akute Umweltbelastung ist - wenn überhaupt, nicht der Schwermetallgehalt sondern der austragbare beziehungsweise auslaugbare Anteil massgebend. Und der ist aufgrund der bisherigen Untersuchungsergebnisse in erhärteten Betonteilen gering und normalerweise unbedenklich. Beton schützt vor einer natürlichen Umweltgefährdung: Mit einem Betonbauteil, beispielsweise einer Funda-mentplatte, schirmen sich die Bewohner eines Hauses optimal gegen das radioaktive Edelgas Radon ab!

Umweltbelastungen entstehen bei allen baulichen Tätigkeiten. Bei einem sachgerechten Einsatz von Betonen werden sie minimiert und während der Nutzung wird eine Gefährdung der Umwelt weitestgehend ausgeschlossen. Die schweizerische Transportbetonbranche hat sich einen sorgfältigen Umgang mit der natürlichen, gewachsenen Umgebung auf ihre Fahnen geheftet. Geschlossene Wasserkreisläufe in ihren Fabrik-Arealen minimieren den Verbrauch von Trinkwasser; Restbetonrecyclinganlagen schonen den Verbrauch von Kies-Sand-Zuschlag, und Komponenten-Anlieferung per Bahn und/oder Schiff schonen die Umwelt. Dank des know hows der Werke ist eine hohe Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit von Betonbauteilen garantiert. Und mit dem praktizierten Betonreycling werden Stoffkreisläufe geschlossen, natürliche Ressourcen und knappe Deponievorkommen geschont.

Bezugsquellen SIA-Dokumentation D 0146: SIA, Schweiz. Ingenieur- und Architekten-Verein, Postfach, 8039 Zürich

Als weitere Dokumente zur Ökologie von Beton wären zu erwähnen:

Künniger, Werner, Richter (2001): Ökologische Bewertung von Kies, Zement und Beton in der Schweiz.- Bezug: EMPA Dübendorf, Abteilung 115

Cemsuisse: Die Ökobilanz der Betonherstellung.- Bern (Kurzfassung der EMPA-Studie)  Bezug: www.cemsuisse.ch

Jacobs: Nachhaltiges Bauen mit Beton.- Cementbulletin 7/8 1999.- Bezug: www.tfbshop.ch